Wie verbindet man das traditionelle Maibaumaufstellen in
Längenau mit dem traditionellen Himmelfahrtsfest in Buchwald, wenn beides
am selben Tag gefeiert wird?
Am besten musikalisch, dachten sich die Organisatoren der Längenauer
Feuerwehr, des Turnvereins Längenau und des Schützenclubs
"Einigkeit" Buchwald-Längenau. Der Selber Spielmanns- und
Fanfarenzug war die ideale Lösung: schmissig, rhythmisch und mobil
begleiteten die Musikerinnen und Musiker das Maibaumaufstellen und den
anschließenden Festzug von Längenau zu den Buchwaldschützen. An
den Böllerschüssen der Vorderladertruppe war weithin zu hören,
dass in Längenau wieder ein prächtiger Maibaum steht, den erneut die
Firma Roger Reithel und Peter Benesch mit den Längenauer
Feuerwehrkameraden professionell aufgestellt hatten. Bei den
Buchwaldschützen wurde das Doppelfest Christi Himmelfahrt/1. Mai und die
"konzertierte Aktion" Längenau/Buchwald gemeinsam kräftig
gefeiert.
Bericht im Selber Tagblatt am 2. Mai 2008 von Hanna Cordes
Tradition und Premiere gleichzeitig feierte Längenau
am 1. Mai. Bereits Tradition hat das Maibaumaufstellen, und für das
Längenauer Heimatlied war es die Premiere.
Mit gewohnt schmissiger musikalischer Begleitung des Selber Spielmanns- und
Fanfarenzuges war der Längenauer Maibaum aus dem Winterlager zum Anger im
mittleren Dorf gebracht worden. Die beiden Selber Bürgermeister Dr. Klaus
von Stetten und Dr. Hermann Friedl, gut dreihundert Längenauer und ihre
Gäste konnten dann erleben, wie die Feuerwehr und der Turnverein
Längenau am sprichwörtlich gleichen Strang ziehen. Den
weiß-blauen, 26 Meter hohen Stamm mit den künsterisch gestalteten
Zunftzeichen befördeten die Feuerwehrmänner und die
Turnvereinsmitglieder in die Höhe. Die reibungslose technische Abwicklung
unterstützte ein Kranwagen, den die Selber Firma Reithel kostenlos zur
Verfügung gestellt hatte. Die Familien Benesch und Goßler waren
dankenswerterweise für den Transport des Maibaums zuständig.
Zu dem weithin sichtbaren Schmuckstück kam erstmals eine hörbare
Attraktion. Der Längenauer Künstler Werner Günther hatte auf
Initiative von Heinz Lüdtke ein Lied komponiert und getextet. In
Zusammenarbeit mit Uwe Grießhammer, Jörg Welker und dem Chorleiter
des Malergesangvereins Selb, Günter Fischer, war daraus eine
frisch-fröhliche Melodie entstanden.
Fünfundvierzig Sänger des Malergesangvereins gaben ein festliches
Standkonzert mit Frühlingsweisen und stellten das neue Heimatlied zum
ersten Mal professionell vor. Die Strophen beschreiben die schöne Lage und
Landschaft um Längenau und trafen für den Tag der Uraufführung
auch im Detail zu: "Die Sonne lacht mit uns, weil sie uns mag..."
Dass dieses Lied zur Tradition werde, hoffte Turnvereinsvorstand Herbert Hubert
und dankte Werner Günther für die Überlassung der Urschrift und
der Rechte an dem neuen Heimatlied. Für
Notenblätter, die Vorstandsmitglied Ingrid
Queitsch verteilte, wurden freiwillige Spenden erbeten, die für
Kindergärten in Selb bestimmt sind.
Herbert Hubert ging auf die Tradition des Maibaumbrauchs ein und erinnerte
daran, dass darunter ein Sinnbild für die Hoffnung auf eine fruchtbare
Frühjahrs- und Sommerzeit zu verstehen sei. Der mehrfach
preisgekrönte Längenauer Maibaum verbindet den Heimatgedanken mit der
Überwindung von Grenzen. "Ihr Maibaum kann weltberühmt
werden", kündigt die neueste e-mail eines Jugendbuchverlages an, der
über die Internet-Adresse www.laengenau.de von den Längenauer
Aktivitäten erfuhr. Die Maibaumbilder und Informationen sollen in die
Internet-Präsentation einer Sachbuchreihe aufgenommen werden.
Geschichte des Maibaumes:
Der eigentliche Maibaumbrauch ist ab dem 13. Jahrhundert belegbar und war Sinnbild für die Hoffnung auf eine fruchtbare Frühjahrs- und Sommerzeit. Der heilige Baum wurde in die Dorfgemeinschaft gebracht, um seine segenbringende Wirkung auf Menschen, Vieh, Felder und Gehöfte ausüben zu können.
Als geeigneten Termin dafür sah man den 1. Mai, in einigen nördlicheren Gegenden aber auch erst die Pfingstfeiertage (daher auch der Begriff Pfingstmaien).
Die erste Maibaumaktion begann im Jahr 1225 in Aachen, als alle Gemeindemitglieder ausgelassen um einen großen Maibaum tanzten. Der dortige Pfarrer nahm an diesem für ihn eindeutig heidnischen Brauch derart Anstoß, daß er kurzerhand zur Axt griff und den Baum fällte.
Der Maibaumbrauch begeisterte im 13. und 14. Jahrhundert die Bevölkerung zunehmend, obwohl er sich in Folge des kirchlichen Einspruchs nur mühsam erhalten konnte.
Auch im 15. und 16. Jahrhundert setzte sich der Brauch fort, die Bäume blieben aber noch naturbelassen und erhielten bunten Bänderschmuck. Die Burschen steckten sie dann vor das Haus ihres Mädchens.
Auch begann ab dieser Zeit die Maibaumwilderei, weil die Waldbesitzer sich gegen den Raubbau am Wald verwehrten; also wurden bereits geschlagene Maibäume gestohlen, außerdem stieg man dabei in der Gunst der Angebeteten.
Nach dem 30jährigen Krieg (1618 - 48) wurden nach einem soldatischen Brauch regelmäßig Maibäume aufgestellt.
Im 18. Jahrhundert traten dann die sogenannten Figuren-Bäume in Erscheinung, die mit handwerklichen Zunftzeichen oder religiösen oder patriotischen Emblemen geschmückt waren. Auch das Maibaumklettern (vor allem im Chiemgau) begann zu dieser Zeit.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in Altbayern dem Brauch des Maibaumschlagens Einhalt geboten. Doch ganz verbieten ließ sich dieser Brauch trotz aller Strafen nicht. Ab dem Jahre 1808 wurde den Gemeinden die Selbstverwaltung zuerkannt, die von eigenen Bürgermeistern getragen wurde. Damit entstand auch im Maibaum wieder ein Zeichen nationalbayerischen Selbstbewußtseins. Auch die Könige Ludwig I und Max I unterstützten diesen Brauch.
Nach dem 1. Weltkrieg 1919 wurde der 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag erhoben, im 3. Reich zum Volksfeiertag ernannt; der Maibaum war dabei unentbehrliches Requisit und sollte das Volk in nationale Aufbruchstimmung versetzen.
1945 nach Ende des Krieges konnte Deutschland zweifellos ein Zeichen brauchen, das einen neuen Frühling ankündigt. Der Maibaum wurde besonders in Nordbayern und Hessen sehr rasch wieder belebt. Ab 1955 gliederte Papst Pius XII diesen Brauch auch in die Kirchen ein, der "christliche Tag der Arbeit" wurde ins Leben gerufen.
Für den größten Teil der Menschen aber bedeutet die Teilnahme am Maibaum-Aufstellen einfach eine willkommene Gelegenheit zum geselligen Beisammensein mit Gleichgesinnten, das den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu fördern vermag.
Genauso sehen dies die Freiwillige Feuerwehr und der Turnverein Längenau und laden alle zum jährlichen Maibaum-Aufstellen am 1. Mai herzlich ein.
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Ralf Cordes